Kalla Wefel mit neuem Programm in Lotte

In Osnabrück eine Institution und im Lotter Schützenhaus längst kein Unbekannter mehr, gab Kabarettist Kalla Wefel am Samstag Anekdoten aus seinem neuen Programms zum Besten. 18 Zuhörer folgten bei dieser Vorpremiere den Erkenntnissen Wefels, der inzwischen auch mit Erfahrungen als Bürgermeister-Kandidat aufwarten kann.

Dabei prasselte ein kabarettistisches Feuerwerk auf die Zuhörerschaft nieder, das von Sarkasmus nur so triefte. Mit einem Mix aus Lesung, Internetzitaten, Kabarett und gesellschaftskritischem Liedgut nahm Wefel alles aufs Korn, was ihm vor die Flinte kam.

Mitten im Wahlkampf gehört Kritik an der politischen Landschaft zum Pflichtprogramm eines Kabarettisten. Und auch geografische Zusammenhänge hat Wefel im Blick. Seine Erkenntnis zur Plattentektonik: „Schwarzafrika und Schwarzbayern wachsen zukünftig zusammen, ob sie wollen oder nicht!“

Wer ihm bei seiner wort- bis wahnwitzigen Reise durch Politik und Gesellschaft folgen wollte, musste seine sieben Sinne über den Abend gut beisammen halten, denn die Wefelsche Gedankengänge waren durchaus nicht immer selbsterklärend und bisweilen anspruchsvoll verdreht.

Nach den Parteien nahm er sich die Glaubensgemeinschaften vor. „Wer definiert eigentlich, was eine Sekte ist?“ hinterfragte er, schließlich seien sowohl evangelische und katholische Kirche wie auch der Islam Abspaltungen einer ursprünglich einzigen Glaubensgemeinschaft. Demnach handele es sich bei den großen Weltreligionen bei genauer Betrachtung also um jüdische Sekten, schlussfolgerte er nach zwingend wefelscher Logik.

Überhaupt sei die Existenz Gottes zumindest mathematisch gesehen so unwahrscheinlich wie die Bielefelds. Andererseits, sinnierte Wefel weiter, habe er von Gotteshäusern immerhin schon gehört, von Bielefeldhäusern allerdings noch nie – was ihm schallendes Gelächter einbrachte.

Mit seinen Ansichten macht Wefel sich selbstredend jede Menge Feinde, die sich fleißig per Internet zurückmelden oder gleich im richtigen Leben auf sich aufmerksam machen. „Ich habe inzwischen in den dritten Rückspiegel am Auto investiert“, berichtete Wefel gleichmütig und bietet aufgebrachten Internetschreibern demütig an, in Kürze zur Teufelsaustreibung zu erscheinen.

Wefels Ansinnen ist bei aller Provokation (wie er selbst sagt) „Aufklärung!“ Und die machte offenbar viel Freude, der Pointen-Testlauf im Schützenhaus fand in Lotte breiten Anklang, „Super“, fasste Rolf Wortmann den Abend zusammen. In vollem Umfang präsentiert Wefel sein neues Programm „Nur die Zukunft ist gewiss“ ab Oktober in der Osnabrücker Lagerhalle.

Text: Astrid Springer (NOZ)
Bilder: Kröner

Kalla Wefel eröffnet wortwitzigen Wahlkampf um Oberbürgermeisteramt in „Lotte-Ost“

Eine Zeitreise war es allemal, auf die der Osnabrücker Kabarettist Kalla Wefel sein Publikum im Alt-Lotter Schützenhaus mitnahm. Die Grünröcke hatten zum Klönabend mit „Musikalischer Reise durchs Osnabrücker Land“ eingeladen. Es gab zwar wenig Osnabrücker Land, dafür aber viel Musik der 60er-Jahre und noch mehr Kabarett – auch mit autobiografischen Zügen.

Amüsant ging es bereits los, als Schützenpräsident Eckhard Kottmann sagte: „Begrüßen möchte ich den vielleicht als Oberbürgermeister im Vorort von Lotte kandidierenden Kalla Wefel.“ Wefel: „Lotte-Ost. Ich wusste nicht, dass der Wahlkampf hier eröffnet wird – aber gut.“

Nach dem deftigen Grünkohlbuffet von Caterer Schubert ging Wefel gleich in die Vollen: „Ich als Ur-Osnabrücker werde OB von Osnabrück. Die Umfragen sagen, es gibt 376 Prozent für mich. Ich opfere mich für meine Stadt auf, nicht für meine Partei; ich habe nämlich keine.“ Es folgte ein Werbeblock, in dem er Bücher und CD vorstellte und erklärte, warum Osnabrücker gegen Chancengleichheit seien: „In Frankfurt ist die Chance, ermordet zu werden, mehr als 13-mal höher als in Osnabrück.“

Spitzfindig, schlitzohrig, wortwitzig und mit skurrilen Verknüpfungen gestaltete der Sohn zweier Aufschneider („Meine Eltern waren Chirurgen“) den Abend. Das gemeinsame Leben mit Christian Wulff gab es in einer Trilogie auf vier Seiten. „Als ich nach Hamburg ging, ist der völlig orientierungslose Christian Wulff der CDU beigetreten“, hieß es.

Auf Wunsch von Eckhard Kottmann werde er etwas aus seinem Buch vorlesen, sagte der Kabarettist und blätterte in „Osnabrück – Heimatstadt zwischen Quakenbrück und Kattenvenne“ den Zeitgeist von vor rund 50 Jahren auf. Wefel war Teenie und spielte in der Band „The Set“.

Er setzte alles auf die Musik, um Mädchen zu imponieren, und vernachlässigte die Schule. Der erste Auftritt war in der „Milchbar“ am Nikolaiort. Die Bandmitglieder jobbten für neue Instrumente und Verstärker für Auftritte in größeren Sälen. Die Tour führte sie auch in die „Gondel“ nach Alt-Lotte, ins „Waldschlösschen“ nach Lienen und in neue Clubs, wie den Osnabrücker „99“.

Wefel war mitten in den 1960ern: „Es war die Zeit, als Schwule hinter vorgehaltener Hand als 175er bezeichnet wurden. Man schämte sich, wenn man einen kannte. Der Paragraf stammte noch aus dem Jahr 1872.“ Damit rief der Kabarettist Erinnerungen wach an die Hippie-Zeit und die Probleme, die vor allem konservative Gesellschaftsteile mit den „Revoluzzern“ hatten: „Langhaarige wurden als Gammler bezeichnet. Die mussten sich Sprüche anhören wie: Geht nach drüben in die DDR. Ihr gehört ins Arbeitslager.“

Das Publikum schmunzelte – auch bei der Erinnerung, dass Süßkram wie Nappo und Prickel Pit je fünf Pfennige kosteten. „In der Schule hieß es: Je länger die Haare werden, umso schlechter werden die Zensuren“, blickte Wefel auf die Zeit zurück, als er das erste Mal sitzen blieb. Auch weil „The Kinks“ und die „Beachboys“ zu seinen Lieblingsbands avanciert waren. Dass er dann in Hamburg sein Abi baute, erfuhren die Lotter gleichfalls.

Wie einfach es bereits damals war, mit den Gitarrengriffen G-C-D-C zahlreiche Ohrwürmer zu begleiten, ließ der Kalla Wefel hören mit Hits, die das Publikum textsicher mitsang – jedenfalls viele Refrains. Der Osnabrücker fühlte sich offenkundig wohl im Westfälischen und meinte nach zweieinhalb Stunden: „Leute, ich kann nicht mehr.“

Was möglicherweise neues Programm ist und was „echt passiert“ war, musste jeder für sich beurteilen. Eine unterhaltsame Zeitreise war es allemal.

Text und Bild: Ursula Holtgrewe (NOZ)

Strippende Männer und Urgesteine Wefel rockt mit „Lola“ das Alt-Lotter Schützenhaus

Applaus-Raketen, Gejohle, Gesang und Tanz – die Frohsinnswellen der Weiberfastnachtsfeier im Alt-Lotter Schützenhaus schwappten hoch und höher. Nicht zuletzt durch deftige Beiträge. Premiere im Karneval feierte der Osnabrücker Kabarettist Kalla Wefel.
Fest im Griff hatten Moderatorin Heike Kottmann sowie im Service Brigitte Gausmann, Renate Krause, Ilse Lange und Heidi Willms das Geschehen. Männerfrei war es indes nicht. DJ Andi heizte den Tanzfreudigen ein, und als „Schlawiner“ hatte Andreas Hille leichtes Spiel, Stürme der Begeisterung zu entfachen.

Kaum zu halten war das Publikum bei der Aufklärung seines Sohnes: In einer Ecke im Internetcafé trafen sich er und sie. „Deine Mutter hat dann Downloads von meinem Joy-Stick gemacht. Allerdings hatte ich keine Firewall, und Mamas Virenscanner war lange nicht upgedatet. Vier Wochen später bekam Mama eine E-Mail: Ihre Downloadzeit beträgt neun Monate.“

Im Hinterstübchen bereitete sich derweil Überraschungsgast Kalla Wefel auf seine Karneval-Premiere vor – mit Lampenfieber: „Ich bin etwas aufgeregt. Das habe ich noch nie gemacht – und nun nur vor Frauen.“ Im Scheinwerferlicht fühlte sich der Gast dann wohl, zumal er Reaktionen durch Nähe zum Publikum sofort umsetzen konnte. „Heike hat gesagt: Mach keine Witze über Frauen oder andere Randgruppen“, war sein Opener. Es folgte ein Rückblick auf die Jugendzeit. Da gab es noch „Prickel Pitt“, kleine zitronige Brausebonbons: „Ganz Mutige steckten sich die in die Nase – Früh-Kokser sozusagen.“

Beim Gitarrenunterricht lernte er mit den Riffs GCDC, die Grundlage für mindestens 180 Top-Hits. Es dauerte nicht lange, dann rockte der Künstler das Schützenhaus. Die Frauen flippten beinahe aus. Kurioses passierte ihm als Kioskbesitzerin, die mit ihrer Katze „Musch“ beim Tierarzt saß. Neu war die Situation für den Akteur, dass sich die Mettinger Piratin Doris Vorndieke zu ihm stellte. Sie wurde gestenreich Teil seines Auftritts, als wäre es gewollt gewesen. Der „Fokkus“ sei eine Bildungszeitung für „Legastenickas“ hieß es. Und „Schizofreni“ ist, wenn man Malessen mit dem Hirn habe.

„Doppelte ,Schizofreni‘ ist, wenn der Papst als Siegfried und Roy kommt“, meinte die Katzenmama. „Wieder Rocker“ sangen die Frauen mit Wefel den Refrain der deutschen Fassung von „Lola“ mit, die sich als Mann entpuppt. Weich und näselnd gab der Kabarettist als Zugabe den Pontifex Maximus, der aus seiner Vikarzeit berichtete: Bei einer Wallfahrt nach Rom lernte er „Viva Maria“ in einer Sakristei näher kennen. Es endete wie mit „Lola“.

Mittendrin waren auch in diesem Jahr Klara (Elke Mergel) und Elvira (Dagmar Kerl) als streitlustige Nachbarinnen. Klara: „Du siehst so anders aus und erinnerst mich an meinen Pullover: Nachdem er in der Wäsche war, ist er ein bisschen kleiner und breiter geworden.“ Erstmals dabei waren zwei Klofrauen (Manuela Brinkmann und Ulla Heine), die unter anderem meinten: „Frauen werden immer heiratsunlustiger. Klar: Es lohnt sich auch nicht, für 70 Gramm Wurst ein ganzes Schwein zu halten.“ Premiere feierte überdies das Ohrbecker Männerballett als Putzfrauen, die auch strippten.

Spontan-Bütten gab es ebenfalls. Gabi Theuß, die schon häufig den jecken Abend bereicherte, reimte über Szenen des Familienlebens und eine Woche mit Pleiten, Pech und Pannen. Das Urgestein karnevalistischer Narretei, Renate Westermann, erheiterte die fröhlichen Weiber als geplagte Hausfrau. Ihre Freundin möchte mit ihr „Online shoppen“. Sie: „Hallo! Ich kann ohne Leine gehen.“ Klar waren sie und Gabi Theuß dabei, als die Frauen bis in den frühen Morgen abtanzten.

Text und Bilder: Uschi Holtgrewe (NOZ)