Auch der Schützenverein Lotte e.V. von 1659 ist nicht mehr dabei: Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschloss man jetzt den Ausstieg aus dem unter Beschuss stehenden Dachverband. Damit wird der zehnte von elf Vereinen des Schützenkreises Osnabrück-Land (West) sein Heil woanders suchen.
Der Hintergrund: Seit einigen Jahren rumort es unter den 140000 Schützen in Nordwestdeutschland. Ärger bereitet das neue Landesleistungszentrum (LLZ) in Bassum. Unter der Regie des Nordwestdeutschen Schützenbundes (NWDSB) hatte man 2009 mit großer Mehrheit beschlossen, ein modernes LLZ aufzubauen. Dafür verlangte man von jedem Mitglied pro Jahr 1,50 Euro. Dieser Zusatzbeitrag sollte bis 2029 helfen, den Kredit für das LLZ abzubezahlen.
Doch das Finanzierungskonzept ist mittlerweile nicht mehr mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen. Zwar konnte man eine moderne Luftgewehranlage im LLZ installieren. Aber die Erweiterung der ehemaligen Fabrikhalle geriet wegen wohl nicht bekannter Mängel auf dem Grundstück und am Gebäude ins Stocken: Der beispielsweise barrierefreie Ausbau plus die Sanierung des asbestverseuchten Daches und der Außenanlagen – dort befand sich früher eine Tankstelle – übersteigen augenscheinlich das aufgenommene Darlehn von 3,5 Millionen Euro.
So musste der NWDSB im letzten Jahr schon eine Deckungslücke von 620000 Euro einräumen. Gestopft werden soll sie durch Sonderbeiträge der Mitglieder. Dafür zieht man die geplanten Zahlungen der Jahre 2027–29 auf den Zeitraum 2014 bis 2016 vor, so der Beschluss des NWDSB. Unterm Strich bedeutete das drei Euro mehr pro Mitglied und Jahr.
Ganz glatt ging dieser Entscheid 2013 nicht durch: Die Schützenvereine koppelten ihre Zahlung an die bisher noch nicht vorliegende Kreditfreigabe der ebenfalls misstrauisch gewordenen Bank. Und es kam noch ärger. Nach neuesten Berechnungen musste der NWDSB in diesem Jahr einen Fehlbetrag von 830000 Euro eingestehen. Schon vor dem für Oktober geplanten Delegiertentag – beschlossen werden dann wohl weitere finanzielle Sonderbeiträge durch die Mitglieder – verließen bereits viele Schützen den Dachverband.
Das Fazit auch für den Lotter Schützenverein von 1659: Die Entwicklung der Beiträge im NWDSB ist nicht mehr kalkulierbar. Deshalb stimmte die Mehrheit der gut 20 Teilnehmer jetzt für die Kündigung aus dem NWDSB zum Stichtag 31. Dezember 2014.
Aufnahme will man jetzt im Schützenbund Weser-Ems finden. Die neue Organisation mit aktuell rund 6000 Mitgliedern wird gerade aufgebaut. Um als anerkannter Verband zu gelten, bedarf es noch weiterer 4000 Schützen.
Drei Satzungsänderungen beschloss die außerordentliche Mitgliederversammlung ebenfalls bei der Sitzung: Erstens kann künftig auch nur einer der beiden Vorsitzenden zeichnen. Zweitens gelten via E-Mail zugestellte Einladungen zu Versammlungen als rechtmäßig. Und: Statt der Gegenzeichnung des ersten Vorsitzenden und des ersten Schriftführers darf der Kassierer ab jetzt Geldbeträge selbstständig überweisen.
Text und Bild: Stefan Buchholz (NOZ)