Weiberfastnacht der Lotter Schützen stoppt Sexismusdebatte zum Vorteil des Zotigen

Das Zepter fröhlicher Narretei schwangen die Frauen an Weiberfastnacht im Alt-Lotter Schützenhaus. Sie feierten ausgiebig die fünfte Jahreszeit mit Schunkeln, Singen, Tanzen und Lachfalten vertiefenden Aktionen sowie Büttenreden aus dem Hause der Ohrbecker Narren.

„Nutzt die Stunden voller Freude und vergesst die Sorgen des Alltags“, begrüßte Mitorganisatorin Heike Kottmann die jecken Weiber. Sie riet ausgelassen zu feiern und Lachen zu verschenken, auch wenn die Narren-Saison vorbei ist. Damit fing das gut gelaunte Thekenteam an: Brigitte Gausmann, Renate Krause, Annegret Teepe und Heidi Willms, verkleidet als Charleston-Lady, Baseballspielerin, Omi und Teufel.

Derweil ließen es sich die Gäste gut gehen, denn mit dem Eintritt hatten sie ein All-in-Ticket gelöst für lange und kurze Getränke, Imbiss und bissige Beitragskünstler. Den Auftakt machte Clown Andreas Hille, seit Jahren willkommener Gast in Alt-Lotte. Erneut öffnete er das Familien-Nähkästchen und breitete erstaunliche Erlebnisse mit seinem Dornröschen aus. Neulich habe sie ein Zwei-Euro-Stück verschluckt und dem Arzt berichtet, dass nur Kleingeld herauskomme. Der Doc: „Das ist kein Wunder. Sie sind in den Wechseljahren.“

Als sie sich ein drittes Kind von ihm wünschte, verwies er auf die viele Arbeit. Sie: „Wo ist das Problem? Du musst sowieso jede Nacht dreimal raus.“ Sein älterer Nachbar habe sich eine junge Frau aus dem Internet bestellt. Andreas: „Was machst du, wenn du sie nicht mehr gern hast?“ Nachbar: „Dann drücke ich auf der Tastatur Alt und Entfernen.“ Hille erntete die erste Beifall-Rakete.

Nun war wieder „DJ Andi“ von „Sound Emotions“ dran und holte die kostümierte Schar zum Tanz von den Stühlen. Auch hinter den Tischen legte ein Paar ein munteres Tänzchen hin. Später ging die „Erfahrene Ehefrau“ (Elke Meyer) in die Bütt und hackte tiefgründig auf Männern herum. „Der Mann ist der Kopf der Familie, der Clown, doch Hirn im Schädel haben nur wir, wir Frau’n.“ Diese Häme teilte die „internationale“ Närrinnen-Schar aus Atter, Mettingen, Seeste, Ibbenbüren, Ohrbeck, Haste und Lotte gern – es war ja Weiberfestnacht.

Begeisterungsstürme ertanzten sich die „Knackenden Knochen“ mit schwungvollem Samba-Cancan in wehenden Röcken. Klar kamen sie um eine Zugabe nicht herum und legten gut gelaunt erneut los.

Die Stimmungswogen schwappten gewaltig hoch, als der „Sanitäter aus Leidenschaft“ (Guido Loheider) wortspielerisch seinen Alltag aufs Korn nahm: „Ich habe als Sani-Boy angefangen und bei der Oberschwester gelernt. Man kann auch sagen, ich habe sie drei Monate belegt.“ Klar was das sexistisch, aber der bundesweiten Sexismus-Diskussion wollten sich die amüsierten Frauen nicht anschließen. Zotiges wird an Karneval sogar erwartet.

Der Sani arbeite mit den tollsten Ärzten zusammen; sein Kommentar zur Narkoseärztin: „Wenn Sie die sehen, sind Sie weg“; zum Chirurgen aus einem christlichen Hospiz: „Sonntags macht er Kreuzstiche“; zum Spezialisten für Injektionen: „Er hat einen leichten Stich, unser Kanül-Arbeiter, und ist ein Arzt, der unter die Haut geht.“ Das Publikumsgejohle war riesig.

Gleichfalls, als „Cindy“ (Manuela Brinkmann) mit dem 60-Tonnen-Ballett tosenden Beifall erntete. Zum Song „Nich jeder Prinz kommt uff’m Pferd“ rockten sie den Saal. Dralle Formen in Pink mit stilechter Show machten vergessen, dass es eine Zwillings-Cindy war, die sich als Frau begehrt fühlte. Die mitreißende Nummer wiederholte „Cindy“ gern, bevor der Abend den Weibern gehörte. Sie tanzten fröhlich ab. Und zu so manch einem Abschied gehörte viel später ein: „Wir sehen uns im nächsten Jahr hier wieder.“

Text: Ursula Holtgrewe (NOZ)
Bilder: Brigitte Gausmann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert