Lotterinnen lassen Flamingos das dritte Bein spreizen

Beim Weiberkarneval der Alt-Lotter Schützenfrauen standen Humor und Frohsinn an erster Stelle. Auch Singen, Schunkeln und Abtanzen zu fetziger Musik kamen im Schützenhaus beim konfettibunten Treiben ausgelassener Frauen nicht zu kurz.

DJ Volker Gausmann hatte die Kostümierten musikalisch im Griff mit Songs über rote Rosen, Lasso und anderes Fesselndes. Traditionell begrüßte Mitorganisatorin Heike Kottmann die jecke Schar. Sie erklärte „Ersttätern“ beim ausgelassenen Feiern mit tollen Beiträgen den All-in-Preis von 22 Euro, für den es Service, Getränke, Imbiss, Bütten und noch einige mehr gab.

Den ersten Auftritt legten die „Flamingos vom Kanal“ hin, ein Männerballett, das zu neunt mit 27 Beinen aufmarschierte. Lautes Gejohle begleitete deren „Tanz“ zu Marschmusik. Alle Beine der dritten Art wirbelten durch die Luft und legten Spagate hin. Die erste Applaus-Rakete stieg in den Lotter Närrinnen-Himmel.

Die Damen frönten ausgiebig ihrer Tanzfreude. Da rockten auch die Alt-Lotterin Ingo König (79) und Betty Nägler (72) aus Hasbergen kostümiert und gut gelaunt ab. „Wir beide sind die Ältesten hier und haben jede Menge Spaß“, resümierte Inge König fröhlich. Betty Nägler stimmte zu und berichtete: „Ich bin seit etwa zehn Jahren hier, denn ich begleite die Ohrbecker Karnevalfrauen.“

In der Tanzpause saßen alle wieder auf ihren Stühlen. „Weltenbummler“ Peter Strothmann nahm sich und die Damenwelt auf die Schippe. Er berichtete von einem Kumpel, dessen „Zunge humpelt“. Als im Wartezimmer eine Omi meinte: „Mein Fuß ist eingeschlafen“, meinte ein anderer Patient: „Dem Geruch nach, müsste der schon lange tot sein.“ Zwei Zugaben waren Ehrensache.

Das Thekenteam Heike Kottmann, Brigitte Gausmann, Renate Krause, Annegret Teepe und Heidi Willms verwöhnte die Gäste. Auch die Küchenfeen Agnes und Waltraud ernteten Applaus für den allseits gelobten Imbiss mit Salaten, Frikadellen, Brotvariationen und Frühlingsquark – eine gute Stärkung fürs folgende Lachfalten vertiefende Geschehen.

„Herta“ (Angelika Gausmann) unterhielt mit amüsant linkischen Gesten die Damenschar. Sie lobte den mobilen uniformierten Fotografen in Alt-Lotte. „Ich hab gefragt, was es kostet. Er hat gesagt 30 Euro. Ich: Los, Junge, steig‘ ein.“ Beim Fitness-Studiobesuch bei „Miss Ballanze“ zeigte sie kreischend komisch einen „Sumba“-Tanz und resümierte über eine Dildo-Party: „Wenn ich gewusst hätte, dass man so was kaufen kann, hätte ich nicht geheiratet.“ Vor Lachen vergaßen alle das Klatschen.

Fast schon besinnlich ging es bei zwei Reisenden zu. Als flotte Junge stieg Eva König, als bäuerliche Alte Liesel Siebert-Beck in den Zug. Wortlos war der Sketch und fand doch konzentrierte Aufmerksamkeit. Das Schminken der Jungen ahmte die andere nach, schmierte sich in Ermangelung von Kosmetik aber Margarine, Schuhcreme und Marmelade ins Gesicht. Auch dieser rührend-komische Beitrag war genau richtig für Närrinnen-Herzen.

Bedauerlicherweise rangierte die Resonanz mit weniger als 50 jecken Frauen hinter den Erwartungen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Organisatorinnen davon nicht entmutigen lassen und auch 2015 mit Gästen ausgelassen feiern.

Text und Bilder: Ursula Holtgrewe (NOZ)